
Die Sterntaler
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr hatte, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig." Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: "Gott segne dir's", und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: "Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann." Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: "Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben", und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.
Das kleine Schneeflöckchen
Es war Winter, dicke Schneeflocken wirbelten durch die Luft und bedeckten die Stadt mit einer dicken, weißen Decke. In den Fenstern funkelten Kerzenlichter, es wurde gebacken und der Christbaum geschmückt; denn morgen war Heiligabend. Alle freuten sich auf das Weihnachtsfest, Kinder spielten vergnügt im Garten. Auf den Straßen roch es nach frischem Lebkuchen. Doch nicht alle Kinder waren fröhlich. Ein kranker Junge saß mit traurigen Augen am Fenster und beobachtete das Schneetreiben. Er hatte einen Schal um den Hals gewickelt und seine Nase war ganz rot. Während die Kinder draußen ausgelassen Schneeflocken fingen und einen großen Schneemann bauten, musste er in seinem Bett liegen, weil er Schnupfen und Husten hatte.
So saß er da und schaute den Schneeflocken nach, die an seinem Fenster vorbei wehten.
Eine von ihnen -
Leise flüsterte das kleine Schneeflöckchen der Schneeflocke neben ihr etwas ins Ohr und die flüsterte es zu der nächsten. Dann setzten sie sich alle so auf die Fensterscheibe, dass sie aussahen wie ein großer, weißer Eisstern. Die Augen des kranken Jungen fingen an zu leuchten; jetzt war er gar nicht mehr traurig.
Um das kleine Schneeflöckchen berühren zu können, streckte er seine Hand zum Fenster. Vorsichtig fasste der kranke Junge an die Scheibe und legte seine Hand auf den Stern aus Schneeflocken. Für ein paar Augenblicke konnte er das kleine Schneeflöckchen ganz nah spüren. Und als er seine Hand wieder wegnahm, hatten sich die Flocken plötzlich zu einem Herz geformt. Sie änderten ständig ihre Form und erfreuten den kranken Jungen mit immer neuen Bildern. Lachend spielte der kranke Junge mit den Schneeflocken an seinem Fenster. Am nächsten Tag war Weihnachten und er würde weiter aus dem Fenster schauen, um die Schneeflocken zu beobachten und gesund zu werden, denn morgen war ja Heiligabend.
Brief an den Weihnachtsmann
Die Beamten bei der Post öffnen einen Brief,
der an den Weihnachtsmann adressiert
ist. Ein Beamter beginnt zu lesen ...
"Lieber Weihnachtsmann. Ich bin 11 Jahre alt und Waise.
Hier im Heim bekommen immer alle Kinder nette Geschenke, nur ich nicht.
Ich wünsche mir so sehr einen Füller, eine Mappe und ein Lineal."
Die Beamten sind sehr gerührt und sammeln untereinander.
Leider reicht es nur für einen Füller und eine Mappe.
Nach 3 Wochen kommt wieder ein Brief vom selben Absender.
Sofort öffnet einer den Brief und beginnt laut zu lesen:
"Lieber Weihnachtsmann! Vielen Dank für die schönen Geschenke!
Ich habe mich sehr gefreut!
Leider hat das Lineal gefehlt, aber das haben bestimmt die Idioten von der Post
geklaut!"




Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Es war so gräßlich kalt; es schneite und es begann dunkler Abend zu werden. Es war
auch der letzte Abend des Jahres, Silvesterabend. In dieser Kälte und in dieser Dunkelheit
ging auf der Straße ein kleines, armes Mädchen mit bloßem Kopf und nackten Füßen;
ja, sie hatte zwar Pantoffeln angehabt, als sie von Hause wegging, aber was nützte
das schon! Es waren sehr große Pantoffeln, ihre Mutter hatte sie zuletzt benutzt,
so groß waren sie, und die verlor die Kleine, als sie über die Straße eilte, während
zwei Wagen so erschreckend schnell vorbeifuhren. Der eine Pantoffel war nicht zu
finden, und mit dem andern lief ein Knabe davon; er sagte, den könne er als Wiege
brauchen, wenn er selbst einmal Kinder bekomme.
Da ging nun das kleine Mädchen auf
den nackten, kleinen Füßen, die vor Kälte rot und blau waren. In einer alten Schürze
trug sie eine Menge Schwefelhölzer, und ein Bund hielt sie in der Hand. Niemand hatte
ihr den ganzen Tag hindurch etwas abgekauft; niemand hatte ihr einen kleinen Schilling
gegeben. Hungrig und verfroren ging sie dahin und sah so eingeschüchtert aus, die
arme Kleine! Die Schneeflocken fielen in ihr langes, blondes Haar, das sich so schon
um den Nacken ringelte, aber an diese Pracht dachte sie wahrlich nicht. Aus allen
Fenstern glänzten die Lichter, und dann roch es auf der Straße so herrlich nach Gänsebraten;
es war ja Silvester-
Drüben in einem Winkel zwischen
zwei Häusern, von denen das eine etwas mehr vorsprang als das andere, dort setzte
sie sich hin und kauerte sich zusammen. Die kleinen Beine hatte sie unter sich hochgezogen;
aber es fror sie noch mehr, und nach Hause zu gehen, wagte sie nicht. Sie hatte ja
keine Schwefelhölzer verkauft, nicht einen einzigen Schilling bekommen. Ihr Vater
würde sie schlagen, und kalt war es zu Hause, sie hatten nur eben das Dach über sich,
und da pfiff der Wind herein, obwohl in die größten Spalten Stroh und Lumpen gestopft
waren. Ihre kleinen Hände waren beinahe ganz abgestorben vor Kälte. Ach! Ein kleines
Schwefelhölzchen könnte guttun. Wenn sie es nur wagen würde, eines aus dem Bund zu
ziehen, es gegen die Wand zu streichen und die Finger zu erwärmen! Sie zog eins heraus,
ritsch! Wie es sprühte, wie es brannte! Es war eine warme, helle Flamme, wie ein
kleines Licht, als sie, es mit der Hand umschirmte. Es war ein seltsames Licht: dem
kleinen Mädchen war es, als säße es vor einem großen, eisernen Ofen mit blanken Messingkugeln
und einem Messingrohr. Das Feuer brannte so herrlich, wärmte so gut; nein, was war
das! Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu wärmen -
Ein neues wurde angestrichen, es brannte, es leuchtete,
und wo der Schein auf die Mauer fiel, wurde diese durch-
Die Kleine zündete ein neues an. Da saß sie unter dem schönsten
Weihnachtsbaum; er war noch größer und schöner geschmückt als der, den sie bei der
letzten Weihnacht durch die Glastür bei dem Kaufmann gesehen hatte. An den grünen
Zweigen brannten tausend Kerzen, und bunte Bilder, gleich denen, welche die Schaufenster
schmückten, sahen auf sie herab. Die Kleine streckte beide Hände in die Höhe -
Sie strich wieder ein
Schwefelhölzchen gegen die Mauer, es leuchtete ringsumher, und in dem Glanz stand
die alte Großmutter, so klar, so schimmernd, so mild und lieblich.
»Großmutter«, rief
die Kleine, »oh, nimm mich mit! Ich weiß, du bist fort, wenn das Schwefelhölzchen
ausgeht, fort, ebenso wie der warme Ofen, der herrliche Gänsebraten und der große,
gesegnete Weihnachtsbaum!«
Und sie strich hastig den ganzen Rest von Schwefelhölzern
an, die im Bund waren. Sie wollte Großmutter recht festhalten; und die Schwefelhölzer
leuchteten mit einem solchen Glanz,
daß es heller war als der lichte Tag. Großmutter
war früher nie so schön, so groß gewesen; sie hob das kleine Mädchen auf ihren Arm,
und sie flogen in Glanz und Freude so hoch, so hoch dahin; und dort war keine Kälte,
kein Hunger, keine Angst, sie waren bei Gott.
Aber im Winkel beim Hause saß in der
kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit einem Lächeln um den
Mund -


